27.12.11

"Oh, Du Fröhliche" (Neues von der "Alten")

Griaß'd Eich aus dem Allgäu,
Einmal im Jahr stürmt uns die Bauersfamilie schon um halb vier am Nachmittag den Stall. Normal taucht vor fünf ja keiner zum Melken auf, aber wenn Heilig Abend ist... Alle sind geschäftig und wehe eine von uns schei.t den Melkstand voll. An Weihnachten muss man nämlich schauen, dass man fertig wird. Vorletztes Jahr haben die Kids unter der Stallzeit am Heiligen Abend die Milchkammer "geputzt" bzw. geflutet, da war was los. Das Wasser stand bis im Wohnhaus in der Küche!
Tja, und dieses Jahr ist "RED-ROSE" zum ersten Mal mit im Melkstand... Eine ähnliche Katastrophe. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie die sich anstellen kann. Den ganzen Tag blockiert sie zuerst den Kraftfuttertransponder. Erst traut sie sich nicht rein, dann kommt sie nicht mehr raus. Und abends verirrt sie sich mit in den Warteraum des Melkstands. Erst ging's noch ganz gut. Wir schnauzen sie an, sie solle ganz hinten bleiben. Aber natürlich: Fräulein RESEL-ROSI kann ja nicht hören. Wie zur Salzsäule erstarrt steht sie vor dem Eintrieb in den Melkstand und nichts geht mehr. Der Bauer versucht verzweifelt sie von hinten vorwärts zu schieben. Bis sie sogar mit den Hinterbeinen in der Luft hängt. Nur: Vorne macht sie keinen Schritt. Nach 10 Minuten (er hat bereits einen roten Kopf) beschließe ich, ihm zu helfen, nehme Anlauf, drücke mein ganzes Körpergewicht gegen ihren rechten Oberschenkel. Sie verliert den Halt und rutscht auf dem Hinterbacken in den Melkstand. Zuerst steht sie dort eingekeilt zwischen mir und der vorderen Kuh. Eigentlich sollte man meinen, sie ist nun einigermaßen fixiert. Aber nein, dieses Rindvieh bringt es fertig, wegzurutschen. Mit gestreckten Vorderbeinen landet sie unter dem Bauch der vorderen Kuh. Die kriegt wiederum eine Panikattacke und versucht aus dem Stand über das Auslasstor des Melkstands rüberzuspringen- was ihr nicht gelingt. Dort hängt sie jetzt hinter dem Ellenbogen. Der Riegel ist komplett verbogen und dem Bauer bleibt nichts anderes übrig als das Tor wegzuschrauben. Spätestens jetzt hat die Besinnlichkeit ein Ende.
In acht Tagen hat die Rote Kalbetermin, das habe ich schon rausgekriegt:
"Mein lieber Bauer! Das war vielleicht ein bischen knapp, sie erst jetzt einzustallen".
Bis dahin kapiert die nie im Leben, um was es hier eigentlich geht. 3 Wochen Eingewöhnungszeit wären hier mal wirklich angebracht gewesen
...
Pfiat's Eich - bis bald
Eure Alte

2 Kommentare:

  1. Mensch, bie euch ist eindeutig mehr los als im coolen Berlin!

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  2. Hallo Marion,
    Tja und da sagen die Leute, Landwirtschaft sei langweilig...
    Gruss
    Die ALTE

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