12.12.14

Tiermedizin ist weiblich

Tiermedizin ist weiblich – eine neue Initiative für Zukunftsperspektiven in der Tiermedizin

 von Dr. Christina Lauer

Als sich im November 2013 rund 80 (angehende) Tierärztinnen (und Tierärzte!) in Berlin zur Veranstaltung von „Rin.da! – Frauen in die Rindermedizin“ zusammenfanden, ahnte wohl noch niemand, dass wir damit offenbar eine Bewegung für eine Generation an Tierärzten ins Leben riefen, der es ein großes Bedürfnis ist, über ihre Zukunft zu reden – und über die Missstände, denen sie tagtäglich begegnet. Die Rede ist von der „neuen“ Generation, der „Generation Y“, den in den 90er-Jahren Geborenen, die nun auf den tiermedizinischen Arbeitsmarkt strömen. Diese Generation ist anders als die bisherige - und stößt damit auf viel Unverständnis vonseiten der älteren (Chef)Generationen. Warum eigentlich?

Die Generation Y ist in aller Munde

Nicht nur die Tierärzte stehen fassungslos vor einer Generation, die offensichtlich ganz andere Werte vertritt als die bisherigen Generationen der Babyboomer oder Generation X: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Work-Life-Balance – kurz: Sie arbeitet, um zu leben. Dass dies im absoluten Widerspruch zur Einstellung bisheriger Tierärztegenerationen steht, wird mehr als deutlich, waren doch die Arbeitsalltage eher geprägt von der Philosophie „Leben, um zu arbeiten“. Hinzu kommt – als Besonderheit in der Tiermedizin –, dass mittlerweile nahezu 90 % der Studienanfänger weiblich sind. Es ist also nicht übertrieben zu sagen, dass die Tiermedizin in Zukunft weiblich ist.

Von der Kluft zwischen Wunsch und Realität

Und genau da liegt der Knackpunkt oder vielmehr die Diskrepanz: Während die junge Generation der Tierärztinnen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine ausgeglichene Work-Life-Balance steht, sieht die Realität ganz anders aus. Unlängst beschrieb eine anonyme Autorin im Magazin VETimpulse ihren Klinikalltag, der geprägt ist von langen Arbeitszeiten mit physischer Anwesenheitspflicht – und zu guter Letzt auch noch von einem Gehalt, das ein (vom Einkommen des Partners oder gar der Eltern) unabhängiges Leben kaum ermöglicht. Die Folge: Immer mehr Tierärztinnen entscheiden sich früher oder später gegen die Praxis und für das Amt, die Industrie – oder gar eine berufsfremde Tätigkeit. Und immer mehr Kliniken und Praxen haben Probleme, qualifizierte Tierärzte zu finden.

Tiermedizin ist weiblich will etwas bewegen

Doch was soll da eine Initiative wie „Tiermedizin ist weiblich“ bewegen? Derzeit geht es erst einmal darum, eine Plattform zu bieten, die mögliche Zukunftsperspektiven für die tierärztliche Praxis aufzeigt. Dabei geht es beispielsweise um Teilzeitkonzepte. Gleichzeitig soll sie als Dialogplattform die Möglichkeit des – gern auch kontroversen – Austauschs bieten. Und Aufklärung leisten über Missstände. Was daraus irgendwann einmal entsteht, ist derzeit nicht vorherzusehen. Es ist in jedem Fall ein erster Schritt - für ein besseres Generationenverständnis.

www.tiermedizin-ist-weiblich.de

Die Plattform ist unter dem Link www.tiermedizin-ist-weiblich.de zu finden. Dort können Sie sich auch bequem für den E-Mail-Newsletter eintragen, um keine Beiträge mehr zu verpassen. Gleichzeitig findet eine Vernetzung über das soziale Netzwerk Facebook statt (www.facebook.com/tiermedizinistweiblich). In regelmäßigen Abständen veranstaltet die Initiative Rin.da! Vortragsreihen rund um das Thema „Frauen in der Rindermedizin“.
Ansprechpartner
Plattform „Tiermedizin ist weiblich“:
Initiative Rin.da! – Frauen in die Rindermedizin:
Dr. Marion Tischer (www.vet-consult.de) und Prof. Kerstin Müller (FU Berlin, Klinik für Klauentiere)

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