1.4.14

Buchrezension: Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin

Die Zeiten, in denen die Rinderpraktikerin schon froh war, wenn ihre Patienten in Labordiagnostik- Büchern überhaupt erwähnt wurden, sind definitiv vorbei.
Der neue „ Kraft- Dürr“ (7.Auflage) behandelt die Rinder ausführlich, nicht nur innerhalb der allgemeinen Abschnitte, sondern auch in einem umfangreichen Kapitel „Spezielle Untersuchungen und Labordiagnostik beim Wiederkäuer“, in dem besonders intensiv Methoden und strategisches Vorgehen in der Herdendiagnostik behandelt werden. Hier, wie in allen Kapiteln, werden die komplexen Zusammenhänge durch übersichtliche Tabellen und Flussdiagramme anschaulich dargestellt.
Wieder gibt es ein Kapitel „Wirtschaftlichkeit und Kostenerfassung im Praxislabor“, das gerade auch für die Nutztierpraxis wertvolle Entscheidungshilfen zu Aufbau und Erweiterung des Praxislabors an die Hand gibt.
In den Kapiteln, die die einzelnen Organsysteme beschreiben, wird viel auf tierartliche Besonderheiten eingegangen, und es werden auch neue bzw. seltener angewandte Untersuchungen dargestellt, wie z.B. die Zytobrush- Methode oder die Haaranalyse zur Feststellung von Spurenelementversorgung bzw. – intoxikation.
Besonders informativ für die Nutztierpraktikerin sind auch die Kapitel über Untersuchungen am männlichen und weiblichen Genitaltrakt bei Großtieren.
Die parasitologische Diagnostik wurde früher gern mit Verweis auf spezielle Parasitologie- Lehrbücher ausgeklammert, auch das ist hier ganz anders: Im ausführlichen Parasitologie- Teil sind nicht nur alle relevanten Nachweisverfahren ausführlich beschrieben, auch die Fotos einschlägiger Parasiten machen ein Parasitologie- Buch zwar nicht ganz überflüssig, geben aber zumindest anschauliche Beispiele für die wichtigsten Parasiten der Wiederkäuer.
Dieser Teil behandelt auch kleine Wiederkäuer und Schweine sehr umfangreich, wohingegen der tierartspezifische Teil zum Schwein extrem knapp gehalten ist und sich auf die Untersuchung der Galle auf Mykotoxine, Bronchoalveolarlavage und Lungenbiopsie beschränkt. Wer auch Schweine behandelt, wird hier nach dem umfangreich Rinderkapitel etwas enttäuscht sein. Sehr hilfreich ist allerdings die Tabelle mit den Referenzwerten für Minipigs am Ende des Kapitels. Die Gesamtübersichten für „normale Hausschweine“ können  aus dem Internet heruntergeladen werden, ebenso wie die für die anderen „gängigen Haustierarten“. Hier sofort ein Format zur Hand zu haben, das ausgedruckt  und für einen raschen Überblick im Labor aufgehängt werden kann, ist ein toller Service, auch wenn man beim ersten Durchblättern des Buches die großen Tabellen vermisst.
Dieser „Kraft- Dürr“ ist eine absolut lohnende Anschaffung für jeden angehenden und fertigen Tierarzt. Das kompetente Autorenteam gibt nicht nur Studenten, sondern auch „alten Hasen“ die Gelegenheit, noch etwas Neues zu erfahren.

Blick in das Buch

Andreas Moritz (Hrsg.): Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin
Schattauer, Stuttgart 2014, 7. Auflage, 934 Seiten, Preis 119,99, ISBN 978-3-7945-2737-3

Rezension: Tierärztin Esther von Lom, vet-consult

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