Nach Blue-Jeans, Big-Mac und Halloween erreicht uns nun eine
weitere Segnung aus Nordamerika: Der Monensin-Langzeitbolus zur Verringerung
der Ketosehäufigkeit bei Milchkühen!
Monensin? Ist das nicht ein Antibiotikum oder
Kokzidiostatikum?
Da gab es doch früher einen Leistungsförderer für
Mastbullen, der hörte sich so ähnlich an! Genau, Rumensin hieß es damals, Inhaltsstoff war Monensin, konnte beim
Kraftfutterlieferanten einfach bestellt werden…. aber wehe das Bullenkraftfutter wurde
Milchkühen vorgelegt – nein, das war ausdrücklich verboten!
Wenn man googelt findet man viele wissenschaftliche
Veröffentlichungen aus dem angloamerikanischen Raum und Australien zur Wirkung
von Monensin bei Milchkühen. Der Wirkstoff verringert die Trockenmasseaufnahme
bei Kühen, steigert dennoch die Milchleistung und erhöht den Milchfett- und
Milcheiweißertrag. Den höchsten Effekt erzielt man in der Kombination mit
bovinem Wachstumshormon!
Irgendwie hört sich das nach Leistungsförderer an, oder?
Nein, die sind doch lange verboten, undenkbar in Deutschland!
Der Monensin-Langzeit-Bolus wurde von der EMA (European
Medicines Agency) EU-weit als Tierarzneimittel
zugelassen. Hierzulande ist es verschreibungspflichtig! Damit ist sind die
Hoftierärzte diejenigen, die den Einsatz dieses Präparates zu verantworten
haben!
Gemäß § 59d Abs. 2 des AMG dürfen pharmakologisch wirksame Stoffe, die nicht im Anhang der Verordnung (EU) Nr. 37/2010 aufgeführt sind, (…)einem
der Lebensmittelgewinnung dienenden Tier nicht verabreicht werden.
Im Anhang der EU-Verordnung 37/2010 ist Monensin für die
Anwendung am Rind aufgeführt, allerdings wird es unter der Rubrik „therapeutische Einstufung“ als Mittel gegen Infektionen/Antibiotika gelistet.
- Ist die Ketose seit Neuem eine Infektionskrankheit? Bedarf die „Senkung der Ketosehäufigkeit“ eines Antibiotikums?
- Sollen wir Tierärzte das Antibiotikum Monensin verschreiben, um Management und Fütterungsdefizite zu kompensieren?
- Können wir „klassische Maßnahmen“ zur Vorbeugung der Ketose, die auf den Energiestoffwechsel einwirken, ohne mit potentiellen Risiken einer Antibiotikaanwendung verbunden zu sein als nachrangige Methoden einstufen?
- Ist ein Leistungsniveau von Milchkühen, das den vorbeugenden Einsatz eines Antibiotikum-Langzeitbolus erfordert, um die Gesundheit der Tiere zu gewährleisten, nicht doch als tierschutzwidrig abzulehnen?
- Findet eine Lebensmittelproduktion, die den vorbeugenden Einsatz eines Antibiotikum-Langzeitbolus erfordert, um die Gesundheit der Kühe zu gewährleisten, Akzeptanz bei den Verbrauchern?
In einer fast einstimmig verabschiedeten Resolution fordert
die Kammerversammlung der Tierärztekammer Niedersachsen die BTK dazu auf, sich
mit dieser Thematik zu befassen und detaillierte Informationen einzuholen.
Die Bundestierärztekammer soll insbesondere bei der EMA eine
Stellungnahme einfordern, wie eine
solche Tierarzneimittelzulassung im Rahmen der europäischen Bemühungen zum
verantwortungsvollen Umgang mit antibiotischen Wirkstoffen und der Reduzierung
des Einsatzes von Antibiotika bei Tieren zu bewerten ist.
Im Lichte dieser Erkenntnisse
möge die Bundestierärztekammer entscheiden, ob auch eine Änderung der
Zulassungsbedingungen durch die EMA eingefordert werden muss.
Wenn das Verbraucheransehen des „weißen Lebensmittels“ Milch
„schmutzige Flecken“ bekommt, wirkt dieses Produkt vielleicht insbesondere
gegen den Nutztierpraktikermangel, weil es mit Kexxtone in der Summe gar
nicht mehr, sondern weniger und billigere Milch gibt!
Gastbeitrag von
Dr. Michael Drees,
Worpswede, Niedersachsen
Spricht mir aus der Seele, Danke für den Beitrag
AntwortenLöschenJutta
Der Druck muss auch von den Abnehmern kommen, den Molkereien. Die Tierärzteverbände müssen eindeutig Stellung beziehen, denn es steht nicht nur das Image der Milch, sondern das der Tierärzte auf dem Spiel mit allen Folgen.
AntwortenLöschenAus meiner Sicht muss auch überprüft werden, ob die Indikation und damit der Einsatz überhaupt kontrollierbar ist. mit dieser Indikation kann jedes Milch gebende Tier behandelt werden.
Jetzt brechen alle Dämme, Nuzungsdauer von Milchkuh und Mastschwein beginnen sich anzunähern, nach dem Veggieday dürfte der milch- und käsefreie Tag folgen. Hier sind wir Tierärzte gefragt diesen Irrsinn zu stoppen bevor auch die Milch auf der Ebene von Qualzucht und Tierquälerei auftaucht. Wer wenn nicht wir ? Martin Kohler, Leutkirch
AntwortenLöschenIch verstehe die Aufregung um Kexxtone überhaupt nicht. Dieser Bolus ist zur Einzeltierbehandlung im peripartalen Zeitraum zugelassen, um das Ketoserisiko zu senken.
AntwortenLöschenWir Tierärzte haben es doch in der Hand, welche Kuh einen Boli erhält und wieviele Boli in einem Bestand eingesetzt werden.
Wenn man den Boli vor dem Kalben zur Vorbeuge einsetzen will, welche Kuh soll ihn bekommen, welche nicht?
Warum können wir Tierärzte diesen Boli nicht bei Einzeltieren, die nach dem Kalben Probleme haben wie Schwergeburt oder Nachgeburtsverhaltung, als Arzneimittel einsetzen? Die Kuh kommt besser in Gang. Sie muß nicht mehrmals mit vielen anderen Arzneimitteln behandelt werden. Die Tiergesundheit des Einzeltieres wird deutlich verbessert. Was soll daran falsch sein?
Reinhard Burfeindt
Gefällt mir ausgesprochen gut und ich kann mir gut vorstellen, dass der Bolus richtig eingesetzt Sinn macht.
AntwortenLöschenDer Einsatz von Kexxtone macht den Tierarzt bis auf ein paar Unabdingbarkeiten und TUs arbeitslos. Wir konnten den Medikamenten aufwand größtenteils einstellen, keine Metritis, bessere Reinigung der Gebärmutter. Eine Leistungssteigerung konnte ich bis jetzt nicht feststellen. Als Ketose Vorbeugung beschwert sich auch niemand wenn man der Kuh jeden Tag einen viertel Liter Propylen einschüttet.
AntwortenLöschenMacht euch alle nix vor, wenn der Bolus Tiergesundheitlich Sinn macht wird er auch eingesetzt, wenn wir diese Diskussion au so einen Level führen wollen, dann bitte warum mal nicht bei den Pferden und Haustieren nachgehakt was da alles eingesetzt wird, dann mal viel Spaß!
AntwortenLöschenAußerdem muss man auch mal Rechnen, der Bolus ist nicht Billig, und viele Milchviehhalter wissen schon was ein gewisser Nutzen kosten darf damit es sich lohnt, und den Bolus Pauschal zu verabreichen lohnt nicht!