28.9.12

Reden Sie mit Ihren Mitarbeitern

Vorbereitete und strukturierte Mitarbeitergespräche führen zum Erfolg

„Das größte Problem in der Kommunikation ist die Illusion, sie hätte stattgefunden“, wusste schon Georg Bernard Shaw (1856-1950). Diese Aussage bewahrheitet sich täglich in vielen Praxen. Ein kurzer Leitfaden für Ihre Mitarbeitergespräche und Teambesprechungen soll Besserung schaffen.
Obwohl  vielen Tierärzten inzwischen die Bedeutung einer guten internen Kommunikation für die erfolgreiche Praxisführung bewusst ist, finden immer noch zu wenige gut vorbereitete und strukturierte Mitarbeitergespräche statt. Ohne ein gewisses Maß an Vorbereitung und Struktur führen jedoch viele Gespräche nicht zu den gewünschten Erfolgen. Dies äußert sich durch hohe Gesprächs- und Zeitbedarfe für ständig wiederkehrende Probleme sowie nur unzureichend umgesetzte Weisungen und Vereinbarungen. So  entsteht der Eindruck, vieles verlaufe „im Sande“ und die Besprechungen hielten von der eigentlichen Arbeit ab. Wie wäre es, dies mal zum Anlass zu nehmen, „anders“ an Mitarbeitergespräche und Teambesprechungen heranzugehen und sich zunächst über die übergeordneten Ziele von Gesprächen bewusst zu werden?
Übergeordnete Gesprächsziele:
1.    Die Gesprächsziele und -inhalte können vollständig vermittelt werden (kein „Streuverlust“ zwischen Sender und Empfänger).
2.    Die Zeit in das Gespräch ist gut investiert, da Vereinbartes wie gewünscht umgesetzt wird (kein „Streuverlust“ zwischen Gemeintem, Gesagtem, Verstandenem und Umgesetztem).

Die übergeordneten Ziele sind um die speziellen Ziele jedes Gesprächs zu ergänzen. Dabei können Vordrucke und Checklisten helfen, den roten Faden während des Gesprächs und das Gesprächsziel im Auge zu behalten. Generell sollte jedes Gespräch folgende Phasen umfassen, die je nach Gesprächsanlass unterschiedlich umfangreich ausfallen können:
Übergeordnete Gesprächsphasen:
1.    Gesprächsvorbereitung (Anlass und Themenplan? Termin und Dauer? Ziele? Teilnehmer?)
2.    Gesprächsdurchführung (Festlegung von Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und  Terminen)
3.    Gesprächsnachbereitung (Protokoll erstellen/ergänzen, benötigte Ressourcen bereitstellen)
4.    Erfolgskontrolle im Folgegespräch (Was ist erledigt? Probleme und Ursachen? Lösungswege?)

1.    Gesprächsvorbereitung
In der Vorbereitungsphase sollten Sie sich zunächst über den jeweiligen Gesprächsanlass und die anstehenden Themen Gedanken machen. Denn sie entscheiden u.a. über den Vorbereitungsumfang,  Termine, Dauer, Frequenz, Teilnehmer und Dokumentationsaufwand.

Anlässe von Mitarbeitergesprächen und Teambesprechungen:
·      Mitarbeitereinführung (z.B. zu Beginn der Probezeit)
·      Unterweisung (z.B. zur Vermittlung eines neuen Therapieverfahrens)
·      Feedback (z.B. einige Zeit nach Übertragung eines Verantwortungsbereichs)
·      Zielvereinbarungen (z.B. im Rahmen eines jährlichen Mitarbeitergesprächs)
·      Disziplinargespräch (z.B. bei mangelnder Sorgfalt und Zuverlässigkeit des Mitarbeiters)
·      Kündigung (z.B. aus wirtschaftlicher Not der Praxis)

Der Eintrag der Gesprächstermine und –dauer im Praxiskalender sowie (automatische) Erinnerungsmails an die Teilnehmer unterstreichen die Bedeutung und Verbindlichkeit, die Sie den Gesprächen beimessen.
2.    Gesprächsdurchführung
Ein großer Schritt in Richtung erfolgreicher Gesprächsführung ist getan, wenn die Gesprächsumgebung ungestörte Besprechungen und ein aktives Zuhören aller Beteiligten zulässt. Dies ist heute durch Smartphone & Co. gar nicht so einfach!
Wichtig für den Gesprächserfolg:
Achten Sie darauf, dass Ihre Gesprächspartner nicht nur körperlich, sondern auch geistig anwesend sind und sich auf das Gespräch konzentrieren können. Gleiches gilt natürlich auch für Sie selbst.

Zu Beginn eines jeden Gesprächs nennen Sie Anlass und Ziel, um die Teilnehmer auf die Inhalte einzustimmen.  Danach sollten Sie die vorgesehenen Themen der Reihe nach abarbeiten, Diskussionen ermöglichen ohne viel abzuschweifen und den Zeitplan einhalten. Am Ende jedes Gesprächs stehen Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Zieltermine fest, die möglichst im Konsens vereinbart werden und in einem entsprechenden Vordruck stichpunktartig dokumentiert werden.
Diese Punkte gehören in den Vordruck (der auch als Protokoll dienen kann):
·      Datum, Gesprächsanlass und Teilnehmer
·      Vermerk: Liegt Protokoll vom letzten Gespräch zur Erfolgskontrolle vor [ja/nein]?
·      offene Punkte aus dem Vorgespräch und neue Themen [Was? Maßnahmen? Wer? (Bis) wann?]
·      Erledigungsvermerke  [ü] zur Erfolgskontrolle
·      Angaben zum Verteiler [Wer erhält ein Protokoll?] und nächster Gesprächstermin

3.    Gesprächsnachbereitung
In der Nachbereitungsphase wird der bereits stichpunktartig ausgefüllte Vordruck als Protokoll genutzt oder zu einem ausführlichen Protokoll ausgearbeitet und verteilt. Schreiben Sie keine „Lehrbücher“,  sondern dokumentieren Sie nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich, um den Aufwand gering zu halten. Stellen Sie nun auch genügend Ressourcen (Zeit, Personal, Material, Ausstattung) für die Umsetzung bereit. Erfragen Sie ab und zu die Zwischenstände und bieten Sie ggf. weitere Unterstützung an.
4.    Erfolgskontrolle im Folgegespräch
Im Folgegespräch klären Sie zunächst die offenen Punkte vom letzten Termin, um sie nicht „im Sande verlaufen zu lassen“. Stellen Sie wiederum lösungsorientierte Fragen und vermeiden Sie Schuldzuweisungen: Was wurde erledigt? Wo gab es Probleme? Woran liegt das? Wie können wir doch noch gemeinsam zum Ziel kommen? Können wir dabei aus erfolgreichen Maßnahmen lernen? Was benötigen wird (noch zusätzlich) für die erfolgreiche Umsetzung?
Mit der Zeit – haben Sie ein wenig Geduld – werden diese Kontrollen immer weniger Zeit in Anspruch nehmen, da sich die interne Kommunikation verbessert und die Inhalte bei den Mitarbeitern „ankommen“. Sie werden ebenfalls bemerken, dass sich durch die regelmäßigen Gespräche Gespür und Engagement für die Belange der Praxis positiv weiterentwickeln.

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